BECKER, J.B.

Deutschland, Rheingau

Eigentlich würden wir die Weine von Hajo (Hans-Josef) Becker als traditionell, ja fast schon altmodisch bezeichnen und doch sind sie gerade in unserer heutigen Zeit wieder absolut modern. Wie das? Ganz einfach: Trockener deutscher Riesling war noch nie so gefragt wie heute, die besten Rieslingwinzer vergären inzwischen alle spontan, also auf den eigenen wilden Hefen, bauen ihren Wein lange auf diesen aus und suchen ihr besonderes Terroir in ihren Weinen zum Ausdruck zu bringen. Nichts anderes macht  HaJo Becker nämlich bereits seit über 40 Jahren.

Das Weingut J.B. Becker wurde 1893 von Jean Baptist Becker gegründet, dieser pflanzte seinerzeit in den besten Wallufer Lagen überwiegend Riesling und Spätburgunder. Hajo Becker, sein Enkel, absolvierte Ende der 60er Jahre eine Ausbildung zum Weinbau-Ingenieur an der bekannten Fachhochschule in Geisenheim und übernahm schließlich zum Jahrgang 1971 die Leitung des Familenweingutes in Walluf.

Ein Besuch auf seinem Weingut im Rheingau ist so etwas wie eine Zeitreise, eine Reise zurück zu den Wurzeln, zu einer Langsamkeit und zu Weinen die lange reifen. Nie ist Hajo Becker in seiner über 40 jährigen Laufbahn als Winzer mit irgendwelchen Moden mitgelaufen. Seine Weinberge bewirtschaftet er ganz bewusst im Einklang mit der Natur, er sieht diese als ein Geschenk an, welches er Zeit seines Lebens bewirtschaften darf aber auch gleichzeitig für die Nachwelt bewahren soll. Dank eines kurzen Rebschnitts liegt der Ertrag selten über 40 Hl/ha, seine Weinberge gleichen fast einem Biotop für ausgestorbene Pflanzen und Tiere. Auch das ist ein Teil seiner Philosophie. Wenn das Wetter oder Schädlinge den Ertrag verringert, Nützlinge und organische Bodenarbeit nicht obsiegen, nimmt er die Einbuße eben in Kauf.

Im Keller gilt es das zu bewahren, was der Weinberg ihm geschenkt hat. Das beginnt bei einer Maischestandzeit von 12 Stunden (nein, das hier sind keine Orange-Weine, das ist Tradition). Auch beim Abpressen der Trauben nimmt man sich Zeit, viel Zeit. Dann gelangt der Most mitsamt seiner wilden Hefen in große alte Holzstückfässer und darf gären, so lange er eben braucht, das kann durchaus 9 Monate dauern. Insgesamt reift der Wein 12 Monate im Stückfass auf seiner kompletten Hefe und erhält so eine ganz eigene Harmonie. Abgefüllt wird stets ohne jegliche Schönung, weswegen die Weine zum Beispiel durchaus Weinstein bilden können. Heraus kommen ungemein feine, geradezu subtile Weine die zugleich so charaktervoll sind wie kaum ein andere in Deutschland. Sie gewinnen durch einige Jahre oder gar Jahrzehnte Reifezeit auf der Flasche und bekommen so eine ganz eigene Dimension. Das beweist Hajo Becker eindrücklich mit seinen gereiften Jahrgängen, welche er regelmäßig zum Verkauf anbietet.

Die Rieslinge von Hajo Becker zählen für uns zu den beeindruckendsten Weinen in ganz Deutschland, sind aber gleichzeitig immer noch ein echter Geheimtipp. Sie sind nicht immer einfach, denn trocken heißt hier wirklich trocken. Hier schmeichelt keine satte Frucht, vielmehr trinkt man hier die pure Natur – aber das ist ja heute eigentlich modern.

Die Weine dieses Winzers
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