WASENHAUS, C. Wolber & A. Götze
Germany, Baden
Nach wie vor nehmen die Weine vom Weingut Wasenhaus eine Sonderstellung bei uns in Deutschland ein, denn sie passen hier in keine Schublade, sondern machen vielmehr ihre eigene auf. Christoph und Alexander haben viele Jahre bei einigen der renommiertesten Weingüter in Burgund gearbeitet, bei ihren eignen Weinen legen sie aber großen Wert darauf, das Burgund nicht zu kopieren. Staufen ist eben nicht Burgund, ihre Weine wachsen hier auf Löss- und Gneis-Böden.
Was sagen Christoph und Alexander über den Jahrgang 2022: "Der 2022er Jahrgang war in jeglicher Hinsicht ein großzügiger Jahrgang, in der Menge, in der Qualität, in der Aromatik aber auch geprägt von großer Hitze und Monate anhaltenderTrockenheit. Die Trockenheit hat die Natur und auch zum ersten Mal unsere Reben, vor wirklich große Herausforderungen gestellt. Die Lese startete schon Ende August und wir hatten überall perfekt reifes Traubenmaterial, leider gab es viel Sonnenbrand auf den Trauben aber zum Glück keine bis kaum Fäulnis. Bedingt durch die Trockenheit hatten wir so langsame Gärungen wie noch nie und somit hat der Jahrgang uns lange im Keller beschäftigt. Umso zufriendender sind wir über die wirklich starke 2022er Kollektion, welche geprägt ist von einer hervorragenden Reife bei gleichzeitig großer Frische.
Im Jahr 2022 konnten wir mehrere Parzellen hinzugewinnen, so haben wir in Ebringen einen Hektar an 40-jährigem Spätburgunder dazu genommen, welcher überwiegend im neuem Wein Spätburgunder KALK enthalten ist. Des Weiteren bewirtschaften wir einen weiteren Hektar in Zunzingen, mit fantastischen alten Spätburgunder Reben auf sehr kargem Kalksteinschotter und einem Teil bepflanzt mit über 25-jährigen Chardonnay Reben, welche einen neuen Lagenwein, den HOHLEN Spätburgunder und HOHLEN Chardonnay ergeben." Christoph und Alexander über den Jahrgang 2022
Alexander Götze studiert in Dresden Landschaftsarchitektur, um sich fürs Studium ein wenig Geld dazu zu verdienen jobbt er nebenbei bei zwei sächsischen Weingütern. Die Arbeit in den Reben und das gesamte Thema Wein gefällt ihm so gut, dass er beschließt in Montalcino bei Pian dell'Orino ein Praktikum zu absolvieren. Spätestens nach diesem weiß Alexander, dass Wein seine Leidenschaft ist und beschließt weitere praktische Erfahrung zu sammeln. Wo ließe sich das besser bewerkstelligen als im Burgund und spricht deshalb bei Pierre Morey in Meursault vor. Morey hat als Kellermeister und Regisseur von 1988 bis 2008 die berühmte Domaine Leflaive geleitet und genießt hierfür weltweit allergrößtes Ansehen. Inzwischen ist er in Rente, bewirtschaftet aber zusammen mit seiner Tochter noch die 4 Hektar große Familien-Domaine in Meursault. Pierre Morey kann gerade eine helfende Hand gut gebrauchen, der Rebschnitt steht an und auch im Keller wartet Arbeit. Die Arbeit in Montalcino war bereits eine wichtige Erfahrung für Alexander Götze, hier im Burgund merkt er aber sofort, dass er im Paradies des Weinmachens angekommen ist. Schnell wird ihm klar, dass er seine praktische Erfahrung mit einem fundierten Wissen der Önologie unterfüttern will. Die Weinbauschule in Beaune bietet ein 18 monatiges duales Studium an, begleitend zu einer Ausbildung in einem Lehrbetrieb. Ohne mit der Wimper zu zucken bietet ihm Pierre Morey eine Lehrstelle an. Alexander kann nichts Besseres passieren, als hier beim Altmeister des weißen Burgunders lernen zu dürfen.
Während seiner Ausbildung bei Morey kommt Alexander zu Ohren, dass ein junger Deutscher, ebenfalls bei einem Winzer tätig, ein Zimmer sucht. Sein Vermieter in Meursault hat noch eines frei, die Wege von Christoph Wolber und Alexander Götze kreuzen sich, was nachhaltige Folgen hat.
Nicht weniger ungewöhnlich ist die Geschichte von Christoph Wolber. Er wächst in Staufen, einem Weinbauort im Markgräfler Land, auf. Seine Mutter betreibt einen Reiterhof, Weinberge sind auch bei ihm nicht in der Familie, sie faszinieren ihn jedoch seit je her. Nach der Schule probiert er bei einem Freund einen für ihn absolut ungewöhnlichen Wein, es ist ein Weißwein von Bernard van Berg aus Meursault. Bernard van Berg ist gebürtiger Belgier, Fotograf von Beruf, er hat sich 2001 in Meursaut niedergelassen und hier ein paar wenige Weinbergsparzellen gekauft. Nur wenige hundert Flaschen füllt er jährlich von seinen bis zu 100 Jahre alten Reben ab. Van Bergs Wein hat Christoph derartig berührt, das er sich auf sein Motorrad setzt und drei Stunden später vor der Tür in Meursault steht. Van Berg ist durchaus ein wenig überrascht, als der junge Deutsche bei ihm ohne Voranmeldung klingelt und um ein Praktikum bittet. Die Spontanität und der Wille überzeugen ihn jedoch schnell, er bittet Alexander hinein in die gute Stube. Sie probieren einen Wein und schnell willigt van Berg ein, Arbeit gibt es schließlich immer genug. Im Zelt soll sein junger Mitarbeiter jedoch noch schlafen müssen, schnell ist Kontakt zu Alexander Götze hergestellt, ein zweites Zimmer ist noch frei.
Die hohe Kunst des Burgunders Die wirklich großen und vor allem einzigartigen Weine dieser Welt entstehen nicht durch Perfektionismus allein, Leidenschaft ist hier immer mit im Spiel. Bereits der Einstieg von Alexander und Christoph, die beide nicht aus einem Weingut stammen, zeugt von einer geradezu mitreißenden Liebe und Leidenschaft für das Thema Wein. Dass sie es ernst meinen, das beweisen die beiden auch mit ihrem weiteren Werdegang. Alexander absolviert sein duales Studium an der Weinbauschule in Beaune mit Bravour. Er will weiter dazulernen und so lässt ihn sein Lehrmeister Pierre Morey schweren Herzens ziehen, Alexander bekommt eine Anstellung im Keller der renommierten Domaine de Montille in Volnay. Als rechte Hand von Kellermeister Brian Steve lernt er viel dazu, nicht umsonst gilt die Domaine de Montille als eine der besten Weingüter der Côte de Beaune. Insgesamt drei Jahre arbeitet Alexander an seiner Seite, bis Brian ihn fragt, ob er nicht die Leitung der Weinberge übernehmen will. Brian möchte die aktuell biologisch bewirtschafteten Lagen auf Biodynamik umstellen. Alexander willigt ein, ist dieses doch eine spannende neue Herausforderung und Erfahrung. Inzwischen ist er fast fünf Jahre auf der Domaine.
Christoph verdient seine ersten Sporen, wie bereits erwähnt, bei Bernard van Berg, bis ihm nach gut sechs Monaten eine Stelle auf der renommierten Domaine Leflaive angeboten wird. Auch Van Berg weiß, dieses Angebot kann Christoph nicht ausschlagen. Gut ein Jahr arbeitet Christoph bei Anne Claude Leflaive, bis Van Berg kurzfristig wieder seine Hilfe benötigt, Christoph ist zur Stelle. Aber auch er möchte mehr sehen, nach einem Jahr bei van Berg bietet ihm die renommierte Domaine Comte des Armand in Pommard eine Stelle an. Bei van Berg und natürlich auch bei Anne Calude Leflaive durfte er tief in die Geheimnisse des weißen Burgunders und vor allem der Biodynamik eintauchen, bei Comte Armand steht jetzt die hohe Kunst des roten Burgunders auf der Tagesordnung.
Wasenhaus oder der Aufbruch in die Zukunft Während vieler gemeinsamer Nächte in Meursault spinnen Alexander und Christoph ihre Ideen von einem eignen Weingut. Die Burgunder-Rebsorten haben es den beiden angetan, sie sollen ihr Weingut prägen. Inzwischen können sie zusammen zehn Jahre praktische Erfahrung bei den besten Domainen Burgunds in die Waagschale werfen. Auf der Suche nach geeigneten Weinbergsparzellen werden Sie im Markgräfler Land unweit von Staufen fündig.
Ihr Anspruch an die Weinberge ist hoch, es sollen keine flurbereinigten, flachen Lagen sein. Was die beiden suchen sind Steillagen, kleine Parzellen mit besonderem Mikroklima, wenn möglich mit alten Reben und vor allem einem mineralisch kalkhaltigen Boden wie in Burgund. Am Kaiserstuhl ist dieses kaum noch zu finden, hier wurden sämtliche Steillagen mittels Flurbereinigung zu ebenen Terrassen plattiert. Unweit von Staufen jedoch gibt es ein Naturschutzgebiet, in dem sie solch alte Parzellen finden. Die Bearbeitung dieser extrem steilen Parzellen ist maschinell nicht möglich, hier ist Handarbeit angesagt. Da die örtlichen Genossenschaften aber viel zu wenig bezahlen, lohnt sich die Arbeit hier kaum noch. Alexander und Christoph können ein paar wunderschöne Steillagen von alten Winzern übernehmen. Ihr Nachbar in diesen Lagen ist Hendrik Möbitz, kein unbekannter in der deutschen Weinszene. Für Christoph Wolber und Alexander Goetze sind diese Parzellen ein wahrer Glücksgriff, denn sie sind der Schlüssel für die Individualität und die Charakterstärke ihrer Weine. Ihre Weinberge gleichen deshalb einem kleinen Puzzle, sie liegen verstreut in Staufen, am Oelberg in Ehrenstetten und am Kirchberg in Ehrenkirchen. Ein weiterer Teil ihrer Trauben stammt von befreundeten Winzern.
Bereits die Suche nach geeigneten Lagen sorgte in der badischen Winzerszene eine wenig für Aufsehen, schließlich bringen Alexander und Christoph zehn Jahre Berufserfahrung bei Top-Weingütern im Burgund mit. Nicht umsonst sind viele Winzerkollegen in der Region zu Recht gespannt darauf, was die beiden aus ihren Lagen herausholen. Und so ergibt es sich, dass Alexander und Christoph von renommierten Kollegen Trauben aus besten Lagen angeboten werden. Das Angebot ist nicht uneigennützig, ihre Kollegen wollen vom Know-How der beiden profitieren. Alexander und Christoph willigen ein und können so ihre ersten 2016er selbst ernten und ausbauen.
Das Startkapital der beiden ist nicht groß und so treten sie den Beweis an, dass man kein teures Equipment benötigt, um spannende Wein zu machen. In Burgund finden sie gebrauchte Holzbottiche für die Maischegärung, einen schonenden Entrapper, die gebrauchten Barriques stammen von der Domaine Leflaive. Die wenigen tausend Flaschen, die sie vom Jahrgang 2016 und 2017 abfüllen werden, reichen aber nicht um beide zu ernähren, deshalb bleibt Alexander vorerst in Burgund bei der Domaine de Montille. Am Wochenende ist er in Staufen, schließlich sind es nur 2,5 Stunden Autofahrt von Meursault.
Wasenhaus, das ist ein Projekt, welches so ungewöhnlich wie außergewöhnlich ist, ein Projekt, das das Zeug hat dazu hat die deutsche Weinszene ein wenig aufzurütteln. Denn bereits mit ihrem ersten Jahrgang beweisen die beiden, mit wieviel Fingerspitzengefühl sie es verstehen das Feine und Besondere aus ihren Lagen herauszukitzeln und das mit höchst bescheidenen Mitteln.
Inzwischen konnten sie weitere Weinbergsparzellen dazu pachten, in aufwendiger Handarbeit wurden zudem auf die Unterlagen (Wurzeln) von alten Weinbergsparzellen handselektierte Burgunderklone aufgepfropft. Der Grundstein für eine hochspannende Zukunft ist gelegt und wir schätzen uns überaus glücklich, Alexander Götze und Christoph Wolber hierbei begleiten zu dürfen und Ihnen, unseren Kunden, diese Weine anbieten zu können.